Ski or Die


von Sokrates
17.10.2002

Die sogenannten Trendsportarten sind heutzutage in aller Munde und kaum ein Videospiele-Hersteller lässt es sich nehmen, das eine oder andere Game auf den Markt zu bringen, das sich auf irgendeine Art und Weise dieser Sparte zuordnen lässt. Sei es nun Skateboarding mit Tony Hawk, BMX-fahren mit Dave Mirra oder mit knapp bekleideten Schneehäschen mit 100 Sachen auf dem Snowboard durch eine atemberaubende Schneelandschaft zu düsen; Trendsportarten sind einfach heiß! Doch wer von den Next-Generation-Konsolen-spielenden Kids weiß eigentlich, dass es bereits schon auf dem NES einen Vorläufer dieses Genres gab? Sie haben wahrscheinlich keine Ahnung davon, aber wir wissen es auf jeden Fall. Für mich ist es eigentlich schon Grund genug, "Ski Or Die" einem ausführlichen Test zu unterziehen!

Wenn man das NES einschaltet, wird man zunächst einmal von einem ziemlich schrägen Punk-Snowboarder begrüßt, der cool grinsend in der Luft hängt. Das Ganze wird untermalt von fetzigem Sound und man merkt rasch, was man in diesem Game ganz bestimmt nicht sein darf: Ein Weichei! Nachdem der Startknopf gedrückt ist wird man von Rodney, dem Besitzer des Ski-Shops, willkommen geheißen und sogleich stechen dem Spieler die verschiedenen Auswahlmenüs in Rodneys Laden ins Auge. Wenn man mit dem Cursor über die verschiedenen Fenster fährt, gibt der Ladeninhaber dem Spieler freundlicherweise mittels einer Sprechblase nützliche Informationen. Doch selbst ohne Rodneys Kommentare ist man rasch Herr der Lage und findet sich überall problemlos zurecht. In der Rubrik "Highscores" kann man seine besten Resultate der einzelnen Disziplinen bewundern, die nach dem Abschalten jedoch nicht gespeichert werden. Unter "Player" kann man bis zu sechs Spieler zum Wettkampf anmelden, was für die Teilnahme am Turnier obligatorisch ist. Schließlich findet man noch die Buttons, die den Zugang zum freien Training (ohne Anmeldung möglich) oder zum Wettkampf freigeben.

Nachdem man sich für das lockere Training oder den hammerharten Wettbewerb entschieden hat, verlässt man Rodneys Ski-Shop mit den Skiern und kann sich für eine der fünf Disziplinen oder alle zusammen entscheiden. Glücklicherweise beschränkten sich die Programmierer nicht nur auf Snowboard-Disziplinen, sondern offerierten dem geneigten Spieler weitere, innovative Disziplinen. Neben akrobatischer Einlagen in der Halfpipe kann man sich mit einer steilen Abfahrt rumschlagen, die neben Tiefschnee und Buckelpisten auch halsbrecherische Sprünge zu bieten hat. Die dritte Disziplin verlangt Geschicklichkeit bei gewagten Akrobatiksprüngen. (Wenn ihr dort hoch genug springt, bekommt ihr einen sagenhaften Ausblick ins Weltall!) Eine witzige Idee ist natürlich auch die Schneeballschlacht. Man sitzt dabei in einer kleinen Schneefestung und muss eine bestimmte Anzahl Kinder in einer gewissen Zeit mit Schneebällen niedermähen. Es liegen hier und da auch nützliche Extras rum, die euch zusätzliche Schneebälle oder etwas mehr Zeit verschaffen. Letztendlich gibt es noch die Abfahrt mit dem Gummireifen, bei dem man direkt gegen den Computer oder einen Mitspieler antritt. Dabei stehen einige fiese Utensilien, wie Gabeln oder Spritzen, zur Verfügung, mit denen man den Reifen des Gegners zerstechen kann, was ihm neben dem Ärger auch Zeit und Punkte kostet. Wie gesagt besteht auch die Möglichkeit, alle fünf Disziplinen hintereinander durchzuspielen, wobei lediglich die eingetragenen Mitspieler teilnehmen können. Im Klartext heißt das Folgendes: Wenn man nur einen Spieler angemeldet hat, wird man auch wirklich alleine antreten. Es spielt dann absolut keine Rolle, wie viele Punkte man bei den einzelnen Disziplinen erzielt, denn es ist keiner da, der den Sieg streitig machen könnte. Wenn ihr also nicht selbst noch einige Freunde für ein Spiel auftreiben könnt, dann werdet ihr mit Sicherheit jedes Mal gewinnen. Obschon man beim Gummireifen-Rennen direkt gegen den Computer antritt, kann er dem Spieler nicht wirklich gefährlich werden. Es kommt nur auf die eigene Punktzahl an. Damit haben wir auch gleich die größte Schwäche des Spiels durchgekaut, womit es aber leider noch nicht die letzte war. Wie auch in "California Games" entscheidet sich der Kampf gegen eure Freunde nur aufgrund der Punktzahlen und nicht beim direkten Duell. Die Ausnahme bildet hierbei das Gummireifen-Rennen, das den Langzeitspaß an "Ski Or die" erheblich erhöht.

Die Grafik ist absolut ordentlich und hat einiges zu bieten. Nach Flackern oder ähnlichen Schwächen wird man auf jeden Fall vergeblich suchen. Die Musik wiederholt sich rasch und ist weiß Gott keine Meisterleistung, doch es besteht glücklicherweise die Möglichkeit, sie in Rodneys Ski-Shop auszuschalten. Über die Soundeffekte gibt es grundsätzlich nichts zu meckern. Sie untermalen das Geschehen in der netten Winterlandschaft passend, was dem Gesamteindruck eindeutig zugute kommt.

Die Umsetzungen der Disziplinen sind wirklich toll gelungen und auch die Steuerung lässt praktisch keine Wünsche offen. An sich wäre "Ski Or die" ein Kandidat, der gegen "Track & Field II" um die Krone der Sportspiele streiten könnte. Doch leider gibt es einige Punkte, die diesen Titel mehr als deutlich hinter das Leichtathletik-Spektakel zurückfallen lassen. Der Spielumfang ist mit fünf Disziplinen eindeutig zu gering ausgefallen, was vom relativ niedrigen Schwierigkeitsgrad zusätzlich noch unterstrichen wird. Zudem kann der Mehrspielermodus im Stil von "California Games" auf die Dauer leider nicht wirklich überzeugen. Schade eigentlich, denn gerade bei Sportspielen wären gute Mehrspieler-Modi wünschenswert. Technisch gesehen hinterlässt das Spiel (außer dem Sound) einen tollen Eindruck und liefert kaum Anlass zur Kritik. Zwischendurch ist "Ski Or die" (trotz der ganzen Meckerei) ein kurzweiliges Game, bei dem Sportfans bedenkenlos zugreifen können. Wer jedoch Mehrspielerorgien sucht, sollte sich lieber "Nintendo World Cup" krallen! ;-)


Wertung


7/10

Kommentare



Sokrates
Wenn man richtig schön ehrgeizig ist (so wie ich), wird man eine ganze Weile auf der Jagd nach Highscores sein und wirklich das Allerletzte aus den einzelnen Disziplinen rausholen. Da es spielerisch wirklich toll gelungen ist und ich Winterspiele eigentlich ganz gut leiden kann, hat sich dieser Titel trotz des schwachen Mehrspielermodus zu einem meiner Favoriten unter den Sportspielen gemausert. Ich ziehe es auf jeden Fall den meisten Trendsport-Spielen der "Next-Generation-Konsolen" vor :)



Yamato
Ski or Die fesselt dank des flotten Gameplays von der ersten Minute an vor den Bildschirm und motiviert durch abwechslungsreiche Disziplinen stets zur Jagd nach ein paar Highscores. Alleine schon wegen dem extrem spaßigen Snowboarden verdient das Spiel einen sicheren Platz unter den besten NES-Sportspielen, da kann auch die öde, ja fast schon einschläfernde Schnellballschlacht nichts dran rütteln ;) Die fetzige Musik klingt dabei eigentlich immer passend und geht in Ordnung. Schaut euch Ski or Die also unbedingt mal näher an, denn der Titel genießt nicht umsonst Kultstatus.